Das Hüftimpingement ist eine relativ häufige medizinische Diagnose, auch bei jungen Patienten. Die Beschwerden äussern sich als Schmerzen im Gesäss und/oder in der Leiste, und sie können als dumpf, stechend oder brennend empfunden werden. Einige Patienten sagen auch sie hätten ein Taubheitsgefühl am Gesäß oder auf dem Oberschenkel.
Medizinisch lässt sich das Impingement durch einen einfachen Test diagnostizieren; indem man beim auf dem Rücken liegenden Patienten das angewinkelte Bein beugt am Hüftgelenk und nach innen dreht. Das ist der klassische FAI (femoroacetabuläres Impingement) Test. Ist dieser positiv wird meist die Hüfte geröntgt und nach sogenannten Impingement Zeichen an der Hüfte gesucht. Dabei handelt es sich um Knochenfortsätze oder Verdickungen am Oberschenkel- oder Beckenknochen.
Die Theorie der Orthopäden besagt dann, dass wenn der Patient Symptome hat und auf dem Röntgen knöcherne Veränderungen sichtbar sind, die Knochen aufeinander reiben und das zu Schmerzen führt.
Das klingt auf ersten Blick einleuchtend.
Nur gab es in neuerer Zeit Studien, die aufdeckten, dass es etwa gleich viele Patienten mit den Hüftveränderungen und Schmerzen an der Hüfte gab wie solche ohne. Auch sind die Schmerzen nicht automatisch gebessert, wenn man die knöchernen Verdickungen abfräst. In vielen Fällen gelingt die Operation nicht wie gewünscht, und der Patient hat weiterhin Schmerzen. Manchmal wird dann die gesamte Hüfte ersetzt; was aber auch keine Garantie für eine beschwerdefreie Hüfte ist. Übrigens führen diese Knochenveränderungen am Hüftgelenk später auch nicht zwangsläufig zur Hüftarthrose.
Was bei dem Ganzen oft vergessen geht ist die muskuläre Kontrolle des Hüftgelenkes. Bei einem positiven Impingement Test verursacht das Hüftgelenk zweifelsohne Schmerzen. In den allermeisten Fällen liegt jedoch kein Defekt am Hüftgelenk vor, den man reparieren muss. Es handelt sich meist einfach um zu schwache oder zu angespannte Muskeln. Speziell wichtig sind dabei die Adduktoren und Abduktoren, welche die Hüfte nach innen und aussen drehen.
Schafft man es diese Muskeln mittels Training zur besseren Arbeit und Kontrolle anzuregen, nehmen auch die Schmerzen ab.
Im Weiteren gibt es auch Patienten, die auf Grund von Bandscheibenvorfällen an Hüftschmerzen leiden. Die Beschwerden können dabei auch dann Bandscheiben bedingt sein, wenn die Beschwerden „nur“ an der Hüfte oder dem Oberschenkel auftreten. Diese können mit einem einfachen (Slumps) Test identifiziert werden, und gehören entsprechend anders behandelt.
In der Zwischenzeit hatte ich auch einige Fälle von Schmerzen im Hüftbereich aufgrund einer Instabilität des unteren Rückens. In dem Falle strahlen die Schmerzen bei Druck auf den Rücken zum Bein hin aus, und sind gebessert beim Anspannen der Bauchmuskulatur. Diesen Patienten hilft nur ein gezieltes Rumpftraining.
Im 2019 hatte ich von über 100 Patienten mit Hüftschmerzen lediglich zwei zum Operateur weitergeleitet, bei einem bestand eine extrem stark fortgeschrittene Arthrose, beim anderen Fall lag eine Hüftkopfnekrose vor (Absterben des Hüftkopfes). Beide wurden erfolgreich operiert.